Europa hat beim Thema E-Mobilität ganz gut aufgeholt

Salzburg/Paderborn, 31. Oktober 2019. Mit seinem Electric Drive System will der Zulieferer Benteler neue Anbieter im Bereich der E-Mobilität wie auch traditionelle Fahrzeughersteller bedienen. Beim Service für solche Plattformen will Benteler-Manager Marco Kollmeier auch Partner einbinden.

 

Herr Kollmeier, ist Ihr gemeinsam mit Bosch entwickeltes Rolling Chassis vor allem für neue Anbieter aus dem Bereich Elektromobilität interessant oder wollen Sie das auch den klassischen Fahrzeugherstellern anbieten?

Grundsätzlich ist das BENTELER Electric Drive System, also ein Rolling Chassis, für jeden Kunden interessant, der schnell in den Markt will, der auf der Suche nach einer skalierbaren modularen Lösung ist und dabei das Rad nicht neu erfinden will. So denken momentan vor allem die neuen, sehr agilen Fahrzeughersteller. Sie sparen mit unserem BENTELER Electric Drive System mehrjährige Entwicklungs- und Testzyklen. Und gehen schneller in Serie.

Also doch eher was für die neuen Anbieter im Bereich E-Mobilität?

Nein, so eine Plattformlösung ist auch ein Ansatz für traditionelle Fahrzeughersteller. Wir sehen, dass einige Hersteller gerade in diese Richtung arbeiten und ihre eigenen Plattformen entwickeln. Wir sind davon überzeugt, dass Plattformen für batterieelektrische Fahrzeuge die Architektur der Wahl sind. Das betrifft traditionelle Hersteller genauso wie neue Anbieter. Unsere Kooperationen mit Evergrande und Automobili Pininfarina bestätigen diesen Ansatz: Beide Unternehmen werden das System als Grundlage für die Chassis-Architektur zukünftiger Elektrofahrzeuge verwenden.

Wo würden die Rolling Chassis gebaut werden?

Wir sind hier absolut flexibel: Zum einen können wir die Komponenten und Subsysteme des Rolling Chassis selbst produzieren und unseren Kunden liefern. Unsere Kunden profitieren so von unserer Materialexpertise, denn wir haben über 140 Jahre Erfahrung darin, Metalle wie etwa Stahl und Aluminium optimal zu verarbeiten. Gleichzeitig sind wir Systemintegrator, verbauen also die Produkte von Bosch im Rolling Chassis, wie beispielsweise E-Antrieb, Sensorik, Bremse und Lenkung. Alternativ erteilen wir dem Kunden eine Lizenz, sodass er das Rolling Chassis selber bauen kann. Dabei unterstützen wir auch gerne mit unseren Engineering Kompetenzen.

Wie groß schätzen Sie den Markt für Rolling Chassis ein und welchen Anteil würden Sie gerne davon haben?

Im Bereich der Shared-Mobility sehen wir großes Potenzial für solche Plattformen. Das große Interesse von Kunden wie Evergrande oder Automobili Pininfarina zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und wir sind überzeugt, dass wir mit unserem BENTELER Electric Drive System einen relevanten Anteil am Markt erzielen werden.

Wird der chinesische Markt der größte für solche Plattformen sein?

Der chinesische Markt ist natürlich der Treiber: Dort haben wir das größte Momentum, unterstützt durch wirkungsvolle gesetzliche Fördermaßnahmen. Derzeit macht der chinesische Markt weltweit ungefähr die Hälfte der E-Mobilität aus. Aber es gibt noch eine zweite Hälfte: Europa hat beim Thema E-Mobilität ganz gut aufgeholt. Auch an der amerikanischen Westküste sehe ich Potenzial. Wir betrachten E-Mobilität als globales Thema.

Wie viel trägt der Bereich E-Mobilität bei BENTELER bereits zum Umsatz bei?

Derzeit sind die Umsätze noch gering, denn es werden noch nicht viele Fahrzeuge produziert. Doch der Markt verändert sich zusehends. Das ist für uns eine Riesenchance. 85 Prozent unseres Produkt-Portfolios ist unabhängig von der Antriebsart des Fahrzeuges. Schon heute sind unsere Komponenten und Module in nahezu jedem Auto weltweit zu finden. Unsere Kompetenz in der Verarbeitung von Metallen, beispielweise im Leichtbau, wird auch in der Zukunft gefragt sein – für CO2 reduzierte, umweltfreundliche Fahrzeuge.

Wird sich BENTELER noch stärker im Bereich Kooperationen betätigen?

Auf jeden Fall. Wir befinden uns in einer Zeit, in dem das Thema Shared Economy an Bedeutung gewinnt. Die Herangehensweise, alles inhouse zu entwickeln, ist ein Auslaufmodell. Über Partnerschaften werden wir schneller und effizienter. Unsere Partner ergänzen unsere eigenen Kompetenzen. Die Entwicklungskooperation mit Bosch ist dafür ein gutes Beispiel: Bosch ergänzt das BENTELER Electric Drive System mit elektrischen und elektronischen Komponenten und Subsystemen sowie Software- und Systemintegration.

Wollen Sie eventuell auch gemeinsam mit Bosch zum Hersteller solcher Shuttles werden oder sehen Sie sich ausschließlich in der Rolle des Technologielieferanten?

Wir werden definitiv kein Hersteller von kompletten Fahrzeugen. Unabhängig davon: Bislang ist die Frage noch nicht entschieden, ob die Herstellung eines People-Movers ein klassisches OEM-Geschäft ist. Bei einem People-Mover gibt es keine bestimmten Markeneigenschaften. Damit existiert ein ganz wichtiges Kriterium des Autobaus nicht mehr. Heute ist es den meisten Menschen egal, in welches Taxi sie steigen. Sie wollen schnell und sicher von A nach B kommen. Genauso verhält es sich bei einem People-Mover – das ist dann einfach ein Nutzfahrzeug. Es stellt sich also die Frage, wie sich ein klassischer Fahrzeughersteller positioniert, wenn er People-Mover herstellt.

Haben Sie auch Services im Visier?

Das Thema After Sales Service ist ein wichtiges Element. Ein Fahrzeug zu bauen und zu verkaufen ist das eine. Einen Kunden über fünf, sechs oder sieben Jahre zu betreuen das andere. Auch ein Elektroauto muss gewartet werden. Es wird also ein Servicenetz benötigt, wie es beispielsweise unser Partner Bosch hat. Auch hier zahlt sich also unser Ansatz aus, auf Partnerschaften zu setzen.

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